Im falschen Körper geboren? – Alles zur Transsexualität
So bin ich und nicht anders!
Was wir nicht kennen, macht uns Angst. Was wir nicht verstehen, lässt uns zweifeln. Wer sich jedoch nicht die Mühe macht, Dinge aus der Sicht anderer zu betrachten und einfach einmal zu hinterfragen, warum es so ist, der ist nur zu bedauern.
Menschen sind individuell und verschieden und das ist auch gut so. Ob homosexuell, bisexuell oder heterosexuell. Alles sind von der Natur gegebene Tendenzen, auf die der Mensch keinen Einfluss hat. Nur darauf, wie man damit lebt und umgeht.
Dies kann übergreifend auch für die Transsexualität zutreffen. Hierbei handelt es sich nicht um eine sexuelle Orientierung, sondern um eine von Beginn an gestörte Wahrnehmung zum eigenen Geschlecht.
Es beginnt für viele schon mit der Geburt
Obgleich ein Neugeborenes noch keine Identität zu seinem Geschlecht herstellt, so ist bereits jetzt die psychische Abneigung zum Geschlecht verankert. Dies sollte vor allem Eltern bewusst gemacht werden, die ein Transkind haben. Es ist weder eine Schande noch eine Strafe, wenngleich es im Leben dadurch für das Kind als auch für die Eltern nicht immer einfach werden wird.
„Hilfe ich bin anders!“
Mit zunehmenden Alter beginnen Kinder sich und andere zu identifizieren. Dazu gehört selbstverständlich auch die Identität zum eigenen Geschlecht. So haben sich im Laufe der Evolution geschlechtsspezifische Verhaltensmuster ausgeprägt, die letztendlich einen Menschen als weiblich oder männlich erscheinen lassen und auszeichnen.
Im Kleinkindalter zeigt es sich meist erstmalig, ob man im falschen Körper geboren wurde. Aber Achtung: Wenn Jungen plötzlich Prinzessinnen sein wollen, Kleider tragen und sehr gefühlvoll sind oder Mädchen kurze Haare haben wollen, sich prügeln und lieber Fußball spielen, dann sind sie nicht gleich transsexuell. Viele Kinder durchleben solche Phasen. Und genau hier liegt der Knackpunkt. Wenn es sich eben nicht nur um eine Phase handelt, sondern um einen Zustand der fortwährend anhält, dann wird es Zeit sich ernsthaft mit dem Gedanken der Transsexualität auseinanderzusetzen.
Viele Kinder fürchten sich davor, anders zu sein.
Rechtzeitig professionelle Beratung und Hilfe suchen
„Dein Junge wird mal schwul!“ oder „Deine Tochter benimmt sich wie ein Kerl!“ Harte Worte, die Eltern zu hören bekommen, wenn das eigene Kind nicht in das Schema passt. Dabei sind diese Aussagen meist nur ein Urteil oberflächlicher Wahrnehmung. Denn nicht immer steckt hinter einem solchen Verhalten eine andere sexuelle Gesinnung, sondern eben in seltenen Fällen eine Transsexualität.
Wenn du feststellst, dass du keine Phase durchmachst, sondern augenscheinlich eine ernsthafte Geschlechtsidentitätsstörung hast, ist professionelle Hilfe gefragt. Nicht zu handeln oder es gar zu ignorieren kann fatale Folgen haben. Mach dir auf keinen Fall selbst Vorwürfe. Spreche mit deinen Eltern darüber und verzweifele nicht. Deine Familie sollte in so einer Situation hinter dir stehen und dich stets unterstützen.
Suche dir dann entsprechende Anlaufstellen und Beraterstellen, damit du dich umfassend informieren kannst und weitere Schritte mit medizinischen Personal besprechen kannst.
Es gibt kein Patent, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um sich an einen Arzt oder Psychologen zu wenden. Besonders deine Eltern sollten dann handeln, sobald sie merken, dass eine solche Geschlechtsidentitätsstörung vorliegt. Sie sollten dann schon vor der Pubertät handeln.
Ich bin wie ich bin!
Niemand sollte sich ausgegrenzt fühlen. Meist verhalten sich Kinder instinktiv so, wie sie sich fühlen. Werden Kinder unterstützt und ernst genommen, dann kann ein Kind trotz der Transsexualität gesund aufwachsen. Wichtig ist jedoch, dass die psychische Abneigung zum eigenen Geschlecht irgendwann auch einmal physisch verändert werden muss. Sprich, dass nicht nur im Kopf eine Geschlechtsumwandlung stattfindet, sondern auch am Geschlecht selber.
Ein Outen in dem Sinne, wie es Homosexuelle durchleben, erfahren transsexuelle Menschen eher anders. Denn sie wissen bereits in frühen Kindertagen, dass sie anders sind und gehen damit unterschiedlich um. Entweder pressen sie sich widerwillig in das Schema, was von ihnen erwartete wird oder aber sie leben diese Geschlechtsidentitätsstörung offen aus. Wer sich davor nicht versteckt, dem kann selbstverständlich auch schneller geholfen werden, im späteren Leben glücklich und zufrieden zu sein.
Zunächst muss im Kopf die Akzeptanz erfolgen, dass man ist, wie man ist.
Gleichgesinnte suchen und sich austauschen
Kleinkinder können natürlich noch keine Gleichgesinnten suchen, um sich auszutauschen. Jedoch steht dir diese Möglichkeit ab dem Jugendalter zur Verfügung. Es ist wichtig, sich nicht allein zu fühlen. Auch wenn es wenige Menschen gibt, die transsexuell sind, so finden sich überall Gleichgesinnte, mit denen die Erfahrungen und auch die Ängste ausgetauscht werden können.
Oftmals sind es die Außenstehenden oder die Familie, die sich vor dem endgültigen Schritt der Geschlechtsumwandlung fürchten. Daher kann es von Vorteil sein, die Familie zu solchen Treffen einmal hinzuziehen, um auch ihnen die Angst davor zu nehmen.
Der letzte Schritt
Um ein glückliches und erfülltes Leben genießen zu können, ist für die meisten Transsexuellen die Anpassung des Geschlechts der letzte Schritt. Nur so können sie sich endlich mit dem Herzen, dem Verstand und dem Körper identifizieren. Wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, entscheiden fachkundige Ärzte. Mitunter werden in Jugendjahren zunächst hormonelle Behandlungen durchgeführt, um die weitere Entwicklung der Geschlechtsorgane zu unterbinden. Zur Umwandlung selber gehört schließlich auch eine gewisse, geistige Reife um die Tragweite eines solchen Eingriffs auch zu begreifen.
Kein Tabu!
Anders als noch vor gut 50 Jahren sollte Transsexualität kein Tabu sein und vor allem nichts, wofür man sich schämen muss. Wir wachsen in Zeiten auf, in denen man nicht gezwungen wird, sein gesamtes Leben im falschen Körper führen zu müssen, nur weil es keinen richtigen Ansprechpartner oder entsprechende Hilfe gibt.
Anders zu sein heißt niemals schlechter zu sein!
Viele transsexuelle Menschen leben nach einer Geschlechtsumwandlung ein völlig normales Leben und sind glücklich. Und diese Fälle gibt es tatsächlich: man ist als Junge geboren und als Frau glücklich aufgewachsen oder als Mädchen geboren und als glücklicher Mann alt geworden.
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