Homosexualität – Bin ich lesbisch/bi?
Findest Du Jungs beziehungsweise Männer sexuell kaum interessant? Vielleicht fühlst Du Dich stattdessen eher zu Deinen Freundinnen hingezogen, auf eine ganz besondere Art und Weise, abseits der platonischen Freundschaft? Unter Umständen sagt Dir Deine Sexualität damit, dass Du gar nicht heterosexuell bist. Homo- und Bisexualität sind längst kein Tabuthema mehr. Befasse Dich mit Dir selber und versuche herauszufinden, was wirklich Sache ist. Dieser Artikel soll Dir dabei helfen.
Was ist eigentlich Homo- und Bisexualität?
Homosexualität ist gewissermaßen das Gegenstück zur Heterosexualität. Bei der Homosexualität verspürt man sexuelle Gefühle gegenüber dem gleichen Geschlecht, also Männer zu Männern und Frauen zu Frauen. Das ist erstens nicht selten und zweitens auch keine schlimme Sache. Sicherlich hast Du selber schon von der Homo-Ehe gelesen, die erst kürzlich legitimiert wurde. Eine Homosexualität zwischen Männern bezeichnet man gemeinhin auch als „schwul sein“, bei den Frauen heißt es hingegen „lesbisch sein“ .
Etwas anders verhält es sich bei der Bisexualität. Hier ist die sexuelle Präferenz auf beide Geschlechter ausgeweitet. Frauen finden also sowohl Männer als auch andere Frauen sexuell anziehend. Es ist möglich, dass man eines der beiden Geschlechter eher attraktiv findet als das andere, dennoch existiert keine eindeutige Beschränkung auf lediglich ein Geschlecht, so wie das bei der Hetero- oder Homosexualität der Fall ist. Bi-Frauen gibt es genauso wie Bi-Männer. Letztlich hängt alles davon ab, wie man für das gleiche oder andere Geschlecht empfindet.
Insbesondere in jungen Jahren sind die Grenzen zwischen der Homo- und Bisexualität mitunter nicht ganz so eindeutig gezogen. Während der Teenager-Jahre oder als junge Erwachsene wird immer noch viel experimentiert. Mitunter wagt man einmal ein Abenteuer mit der besten Freundin oder man denkt sich kurze Zeit später, dass Männer doch sexuell interessanter sind. Hast Du eine Vermutung, dass Du vielleicht homo- oder bisexuell bist, solltest Du dieser Vermutung auf den Grund gehen. Vorweg gilt eines ganz klar zu sagen: Nie gibt es einen Grund sich zu schämen oder die eigene Sexualität zu unterdrücken. Die Gesellschaft ist längst sehr empfänglich für homosexuelle Frauen und Männer geworden.
Wann und wie nimmt man die eigene Homosexualität wahr?
Auf Deine Sexualität und die damit verbundenen Gefühle hast Du keinen Einfluss. Zudem liegt es einzig und allein an Dir, ob Du Dich als hetero, bi oder lesbisch identifizierst. Wichtig ist lediglich, dass Du damit glücklich bist. Die ersten Anzeichen einer möglichen Homosexualität sind relativ einfach zu deuten. Mitunter wirst Du mit Männern einfach nicht „warm“, fühlst Dich nicht zu diesen hingezogen oder findest sie nicht attraktiv. Eventuell findest Du einige Männer attraktiv, aber zumindest nicht in dieser prickelnden Art und Weise, wie es passiert, wenn man sich sexuell zu jemandem hingezogen fühlt. Mitunter passiert genau das aber bei Frauen, beispielsweise aus Deinem Freundeskreis oder einfach bei fremden Frauen auf der Straße.
Möglicherweise hast Du mit Männern sogar schon Erfahrungen gesammelt, dabei aber festgestellt, dass der berühmte Funke einfach nicht überspringt. Beim Experimentieren mit Deiner besten Freundin hat es hingegen wirklich geprickelt. All das sind mögliche Anzeichen für eine Homosexualität. Letztlich musst Du Dir bewusst darüber werden, dass es für die Sexualität keinen eindeutigen Test gibt, den Du einfach beim Arzt ablegst und dann ein klares Ergebnis vorliegen hast. Deine Gefühle gehören ausschließlich Dir, folglich kannst auch nur Du diese entsprechend deuten. Das fällt leichter, wenn Du offen auf Dich selbst hörst. Hast Du die Vermutung, dass Du homosexuell bist, gilt es außerdem noch herauszufinden, ob das lediglich eine „Phase“ ist. Das ist durchaus möglich, keinesfalls schlimm und gehört zur Selbstfindung dazu. Probiere es einfach aus und gehe auf ein paar Dates
mit Frauen. Das kann Dir dabei helfen, Deine sexuellen Neigungen zu entdecken und Dich selbst zu finden.
Wann tritt die Homosexualität stärker in den Vordergrund?
Viele Frauen sind schon immer lesbisch – nur wissen sie es nicht von Anfang an. Wenn Du gerade aus einer (kurzen) Beziehung mit einem Mann kommst, aber einfach kein Bauchkribbeln bei diesem gespürt hast, liegt das womöglich daran, dass Du dem männlichen Geschlecht selber sexuell nichts abgewinnen kannst. Bei der sexuellen Orientierung verhält es sich ähnlich wie beim Verlieben oder bei einem Schwarm. Das Kribbeln (oder die Schmetterlinge) im Bauch sind ein erstes Ausrufezeichen, vielleicht bist Du vor einem Treff mit einer bestimmten Freundin auch besonders nervös oder hast das Gefühl, Dich für diese besonders schick machen zu müssen.
Deine Gefühle kannst Du selber am besten deuten, zudem gibt es zwischen lesbisch und hetero durchaus auch ein Mittelding: Bi sein nämlich. Besonders im jungen Alter kommt eine Homo- oder Bisexualität oft nach einer enttäuschenden Beziehung zum Vorschein. Wurdest Du von Deinem Partner enttäuschst oder magst Du ihn zwar, liebst ihn definitiv aber nicht, wird schnell an der eigenen Sexualität gezweifelt. Erneut ist hier zu sagen: Das ist keinesfalls schlimm und gehört zur Selbstfindung mit Hinblick auf die Sexualität schlicht und ergreifend dazu. Ob es lediglich eine Phase ist, merkst Du meist schon selbst, wenn Du Deinen Gefühlen folgst. Experimentiere ruhig einmal mit einer anderen Frau. Unter Umständen stellst Du dann direkt fest, dass lesbisch sein gar nicht so ist, wie Du Dir das vorgestellt hast. Mitunter verlierst Du nach den ersten sexuellen Experimenten mit einer anderen Frau sogar völlig das Interesse an der Homosexualität.
Wem gegenüber kann man sich denn mitteilen?
Es ist hilfreich, wenn Du Dir bei Deiner Unsicherheit helfen lässt. Ideal dafür sind Vertrauenspersonen, beispielsweise die beste Freundin oder ein sehr guter Freund. In jedem Fall eine Person, welche Du nicht sexuell anziehend findest, damit Du wirklich offen über alles reden kannst. Deine Eltern sind natürlich eine weitere Anlaufstelle. Wie gut sich diese für erste Gespräche eignet, hängt aber auch von den Eltern selber ab. Sind diese offen für solche Sachen, kann das sehr hilfreich sein. Bei Eltern, die bekennende Gegner der Homosexualität sind, ist ein Gespräch während Deiner Phase der Unsicherheit wenig hilfreich. Dann solltest Du Dir lieber andere Anlaufstellen suchen.
In Deiner Schule gibt es mitunter einen Vertrauens- oder Sexualkundelehrer. Mit diesem könntest Du auf vertraulicher Ebene das Vier-Augen-Gespräch suchen. Auch existieren in jeder größeren Stadt Beratungsstellen, wo Du Dir einen Termin vereinbaren kannst. Im Internet findest Du außerdem Beratungshotlines, bei denen Du anonym Dein Herz ausschütten und Dir Rat einholen kannst. Zuletzt ist ein Besuch beim Psychologen keinesfalls ein Tabu. Hier geht es nicht darum, dass Du „krank“ wärst, sondern viel mehr, dass dieser Dir hilft, mit Deinem mentalen Gefühlschaos umzugehen. Er kann Dir auch Tipps und Tricks geben, wie Du Klarheit im Kopf und Herzen schaffst und im Ernstfall Dein Coming-Out vorbereitest.
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