Die Atkins-Diät
Bei der Atkins-Diät handelt es sich um eine Low Carb-Diät. Die Durchführung ist recht einfach – ohne Kalorienzählen und Hungern. Sättigendes Eiweiß und Fett ist in unbegrenzten Mengen erlaubt, dafür stehen extrem wenig Kohlehydrate auf dem Speiseplan. Hoher Fettgenuss macht in diesem Fall nicht dick: Die Diät basiert auf der Erkenntnis, dass Fett nur in Verbindung mit Kohlehydraten zu einer Gewichtszunahme führen kann. Überschüssiges Eiweiß wird im Gegensatz zu Kohlehydraten vom Körper nicht als Fettreserve gespeichert, sondern ausgeschieden. Wissenschaftliche Forschungen können die Atkins-Theorie bestätigen: Die Fettspeicherung wird gefördert durch eine fettreiche Ernährung mit vielen Kohlehydraten. Die Fettverbrennung dagegen wird gefördert durch eine fettreiche Low Carb-Diät.
Wie entstand die Atkins-Diät?
Sie wurde von dem amerikanischen Arzt und Kardiologen Dr. Robert Atkins in den Siebziger Jahren entwickelt, da er selbst stark übergewichtig war. Er suchte und fand einen Weg, um abzunehmen ohne zu hungern. Die Atkins-Diät war damals revolutionär und ist bis heute in Fachkreisen sehr umstritten. Aber sie funktionierte. Nachdem sein Diät-Selbstversuch erfolgreich war, veröffentlichte Robert Atkins 1972 ein Buch darüber und verkaufte davon sage und schreibe fünfzehn Millionen Exemplare. Aus den Einnahmen finanzierte er das Atkins Center in New York und widmete sich der Ernährungswissenschaft. 1989 gründete er seinen eigenen Lebensmittelkonzern, der kohlehydratarme Fertigprodukte herstellte. Der Trend zur Atkins-Diät hielt nicht an: 2005 wurde der Konzern insolvent. 2003 starb Robert Atkins in New York – laut Zeitungsberichten an einem Herzinfarkt und wieder stark übergewichtig, was aber von seiner Witwe heftig dementiert wurde.
Die Durchführung der Diät
Um vor allem in den ersten Wochen der Diät keine Mangelerscheinungen aufkommen zu lassen, sollen fehlende Mineralstoffe und Vitamine laut Dr. Atkins über Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden.
Phase 1: In der Einleitungsphase werden über zwei Wochen maximal zwanzig Gramm Kohlehydrate gegessen. Brot ist verboten, die erlaubte Menge an Kohlehydraten setzt sich aus Salat und Gemüse zusammen, um durch die enthaltenen Ballaststoffe eine Verstopfung zu vermeiden. Fett ist unbegrenzt erlaubt. Dazu gibt es zur optimalen Deckung des Aminosäuren-Bedarfs beliebig viel Fleisch und Eier, nach Belieben auch Soja-Produkte.
Phase 2: Nach zwei Wochen beginnt die grundlegende Reduktions-Diät. Die Kohlehydratmenge darf ab sofort wöchentlich um fünf Gramm erhöht werden. Also ab der dritten Woche 25 Gramm, ab der vierten Woche 30 Gramm und so weiter. Erlaubt sind jetzt zusätzlich zu Gemüse und Salat Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen oder Beeren. Wenn man nicht mehr abnimmt, verringert man die Kohlehydratmenge um fünf Gramm. Nun kennt man die Menge an Kohlehydraten, die man maximal essen darf, um weiter abzunehmen. Bei den meisten Menschen liegt diese zwischen vierzig und sechzig Gramm pro Tag.
Phase 3: Jetzt soll der Gewichtsverlust zum Stillstand kommen und die Vor-Erhaltungs-Diät beginnt. Die Kohlehydratmenge wird wöchentlich um zehn Gramm erhöht. Falls man weiter abnimmt, darf man an zwei Tagen der Woche zusätzlich dreißig Gramm Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte essen, bis ein Stillstand bei der Gewichtsabnahme erreicht ist.
Phase 4: Ist das Zielgewicht erreicht, wird auf die lebenslange Erhaltungsdiät umgestellt. Gegessen werden sollte jetzt viel Gemüse, Fisch und Obst. Es sollten Obst- und Gemüsesorten mit niedrigem glykämischen Index gewählt werden. Das verhindert das Absinken des Blutzuckerspiegels durch hohe Insulinausschüttung nach dem Essen – und damit den Heißhunger. Bei dieser auf Dauer angelegten Ernährungsform sollen Teigwaren und Kartoffeln die Ausnahme bleiben.
Was passiert bei dieser Diät im Körper?
Kohlehydrate aus der Nahrung werden zu Glucose umgebaut, die die nötige Energie für alle Körperfunktionen liefert. Vor allem das Gehirn hat einen besonders hohen Glucose-Bedarf. Der menschliche Körper ist aber nicht ausschließlich auf Glucose angewiesen. Bekommt er keine Kohlehydrate, beginnt er, gespeichertes Fett aus seinen Fettzellen freizusetzen, um daraus die nötige Energie zu produzieren. Das Fett wird in der Leber zu Ketonkörpern umgebaut, der Vorgang wird als Ketose bezeichnet. Aus den Ketonkörpern kann der Organismus seinen Energiebedarf sehr effizient decken.
Eine zu starke Ketose während der Diät ist gesundheitsschädlich, daher ist es empfehlenswert, diese mit Ketostix Urin-Teststreifen laufend zu überprüfen. Diese geben Auskunft über eine niedrige oder zu hohe Ketonkörper-Bildung. Die zwei niedrigsten Werte auf der Skala sind beim Abnehmen optimal. Sie zeigen eine leichte bis mäßige Ketonkörperbildung an, die ungefährlich und gleichzeitig ein sichtbarer Beweis für den Fettabbau ist. Bei zu hohen Werten muss die Kohlehydratmenge erhöht werden.
Risiken der Atkins-Diät
Durch eine extreme Nahrungsumstellung auf minimale Kohlehydrat-Zufuhr greift der Körper schnell auf seine Fettreserven zurück und produziert sehr viele Ketonkörper. Eine hohe Anzahl von Ketonkörpern kann den Blut-pH-Wert stark in ein saures Milieu verschieben. Zu viel Säure kann sämtliche Körperfunktionen und das allgemeine Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen. Kopfschmerzen, Übelkeit, Kreislaufprobleme und mangelnde Leistungsfähigkeit können die Folge sein.
Das Hauptrisiko ist darin zu sehen, dass die roten Blutkörperchen im sauren Milieu eine erhöhte Neigung zeigen, sich zu verklumpen. Hoher Konsum von tierischem Eiweiß wirkt zusätzlich säurebildend im Körper und fördert diesen Prozess zusätzlich. In der Folge kann es vermehrt zur Bildung von Blutgerinnseln kommen – das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Embolie steigt. Betroffen sind keineswegs nur ältere Personen mit entsprechenden Vorerkrankungen, zur Risikogruppe zählen beispielsweise auch junge Raucher und Frauen, die hormonelle Empfängnisverhütung nutzen.
Jede Diät sollte rechtzeitig beendet werden. Wenn das im Körper gespeicherte Fett verbraucht ist, wird Muskeleiweiß abgebaut und zur Energiegewinnung herangezogen. Die Folge ist eine starke Muskelschwächung – auch des Herzmuskels – die fatal enden kann.
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