Primark-Skandal
Skandale und Nachteile des Konzerns
Billig um jeden Preis, so lässt sich die Firmenphilosophie der irischen Modekette mit wenigen Worten umschreiben. Dieser Tenor betrifft jedoch nicht allein die ausbeuterische Herstellung ihrer Massenwaren in Asien, sondern auch den Umgang mit den firmeneigenen Mitarbeitern in Deutschland.
Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein, Ethik und Moral scheinen für Primark offensichtlich Fremdworte zu sein. Andererseits beweist das Kundengedränge in den Filialen, dass Modediscounter damit großen Erfolg haben. Wachstum und Geiz harmonieren irgendwie miteinander und die Verbraucher schauen entweder bewusst weg oder es interessiert sie nicht weiter, wer unter den Verkaufserfolgen dieses Unternehmens leiden muss.
Doch nicht nur Primark bietet ein deutliches Beispiel dafür, was eine globalisierte Wirtschaftswelt anrichten kann. Auch viele andere renommierte Modelabels lassen ihre Produkte unter zweifelhaften und menschenunwürdigen Bedingungen in fernen Ländern herstellen. Doch als wäre dies noch nicht genug, ist Primark ferner geprägt von Skandalen in seinen eigenen Häusern, von Hilferufen auf Etiketten verzweifelter Mitarbeiter in Asien und von Verdrängung und Verleugnung der Tatsachen.
Bei Primark sind Betriebsräte unerwünscht
Selbst in den wenigen Filialen Deutschlands macht Primark mit negativen Schlagzeilen von sich reden. Um die Gründung von Betriebsräten möglichst zu umgehen, stellt Primark überwiegend Mitarbeiter mit befristeten Arbeitsverträgen ein. Diese müssen dann für wenig Geld hohe Arbeitsaufkommen bewältigen. So spart Primark nicht nur an den Herstellungskosten, sondern bezahlt auch seine eigenen Angestellten mit Niedriglöhnen, die kaum zum Leben reichen und häufig staatliche Zuschüsse erforderlich machen.
Massive Mitarbeiterkontrollen
Taschenkontrollen der Primark Mitarbeiter ebenso wie Überwachungen durch installierte Kameras am Arbeitsplatz ließen den Konzern in jüngster Zeit erneut in die Kritik geraten. Da werden jahrzehntelange, hart erkämpfte demokratische Werte schnell und einfach über Bord geworfen. Schließlich muss alles billig sein. Hohe Umsatzzahlen können also nur mit riesigen Verkaufsmengen und preiswerten Mitarbeitern erzielt werden. Um die Funktionalität der Angestellten zu überprüfen, wurden sie daher mit sehr fragwürdigen Aktionen überwacht. Diese erzeugen jedoch eher Frust als Freude an der Arbeit.
Chemiebelastete Kleidungsstücke
Umweltschutz spielt weder in China noch in Entwicklungsländern eine übergeordnete Rolle. Doch gerade dort befinden sich riesige Produktionsstätten, von denen aus internationale Kunden beliefert werden. So ist es nicht verwunderlich, dass die dort hergestellten Kleidungsstücke mit Chemikalien, Weichmachern, unkontrollierten Färbemitteln, etc. belastet sind. Vielen dieser Mitteln wird nachgesagt, Krebs erregend zu sein. Sie machen sich bemerkbar durch üble Gerüche, die von den Kunden und Mitarbeitern in den Primark Geschäften und Lagern deutlich wahrnehmbar sind. Auch das sollte uns alle aufmerksam machen auf das verantwortungslose Verhalten im Umgang mit der Natur und unserer Gesundheit.
Das Fabrikunglück in Bangladesh
Ausgerechnet in Bangladesch, einem der ärmsten Länder dieser Welt, stürzte im April 2013 eine ganze Fabrik ein. Dabei verloren über 1100 fleißige, für Billigkleidung der westlichen Länder von früh morgens bis spät abends schuftende Näherinnen ihr Leben. Trotz Warnung vor der bevorstehenden Katastrophe unternahmen die Verantwortlichen vor Ort nichts, um die Menschen in der Fabrik zu schützen. Die Arbeiterinnen nähten neben Primark für viele weitere bekannte Unternehmen. Der Tod dieser gepeinigten Menschen brachte schreckliche Schicksale mit sich, über die die Medien überall berichteten. Auch wenn bislang zum Teil Entschädigungszahlungen geleistet wurden, sind sie doch nichts weiter als ein Tropfen auf einem heißen Stein und bringen nicht einem einzigen Kind seine verstorbene Mutter zurück.
Nichtsdestotrotz drehen sich die Ausbeutermühlen immer weiter. Allein Primark hat in Bangladesh knapp 90 Standorte, die auch weiterhin billige Produktionen für eine unbesorgte westliche Kundschaft sichern. Versuche daher einmal, Dich für einen kleinen Moment in die trostlose Situation dieser verzweifelten Menschen zu versetzen, wenn Du das nächste Mal bei Primark shoppen gehst.
Hilferufe auf eingenähten Etiketten
3 Hilferufe, aufgestickt auf Etiketten in Primark Kleidungsstücken, erschütterten im Frühsommer 2014 die Welt. Sie waren Botschaften aus einem Alltagsleben, das für Dich und uns alle unvorstellbar ist. Die Nachrichten wiesen ganz klar auf Erschöpfung, Zwangsarbeit und menschenunwürdige Zustände hin.
Doch bereits einen Tag später wurden zwei dieser Hilferufe durch Primark als Fälschung degradiert. Mag sein, dass dem Modediscounter übel mitgespielt wurde. Andererseits aber ist hinreichend bekannt, welche katastrophalen Zustände in den Fabriken der Billigproduktionsländer herrschen.
Im Zuge der raschen Kommentare auf die Hilferufe gab Primark ferner öffentlich bekannt, Mitglied der Ethical Trade Initiative zu sein. Wenn es jedoch eine solche Organisation gibt, muss dennoch die Frage erlaubt sein, warum es dann überhaupt noch solche dramatischen Arbeitsplatzsituationen in den Fabriken gibt. Und wenn Unternehmen wie Primark Mitglied sind, müssten doch die Interessenskonflikte vorprogrammiert sein.
Nur gemeinsam sind wir stark
Wir alle tragen mit Verantwortung für die Zustände und Ungerechtigkeit auf diesem Planeten. Denn das weit verbreitete vorherrschende Leid ist ausschließlich von Menschenhand geschaffen. Während auf der einen Hälfte der Erde Gier, Konsum und Wegwerfmentalität herrschen, kämpfen auf ihrer anderen Seite Millionen von Menschen ums tägliche Überleben. Was also tun?
Glücklicherweise beteiligen sich nicht alle Firmen an Billigproduktionen in Drittländern. In vielen Branchen gibt es bereits einen fairen Handel, der eine gerechte Entlohnung der Menschen garantiert und ihre Zukunft sichert. Wer weniger und dafür Fair Trade Produkte kauft, hat damit schon einen enormen Beitrag geleistet. Und es beweist, dass der Verbraucher durch sein Kaufverhalten sehr viel Macht hat und durch Boykott selbst große Unternehmen in die Knie zwingen kann. Ein T-Shirt für 3 EUR kann nur aus fragwürdiger Herstellung stammen. Genäht wurde es aller Wahrscheinlichkeit nach von bis zum Umfallen erschöpften Kindern und Erwachsenen in der Dritten Welt. Dafür zahlst Du ethisch jedoch einen sehr hohen Preis.
Sei daher kritisch, was Dein Kaufverhalten angeht. Informiere Dich, hinterfrage und recherchiere. Lass‘ uns gemeinsam versuchen, diese Welt Tag für Tag ein Stück lebenswerter zu gestalten. Kämpfe auch gegen die ständig wachsenden Müllberge an, denn sie richten unsere Umwelt mit zugrunde. Dabei ist sie doch das Fundament für Dich, Deine Zukunft und für alle nachfolgenden Generationen. Schon deshalb bedarf sie eines ganz besonderen Schutzes.
Stehe ein für Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und faires Handeln. Kleidungsstücke von Kindern hergestellt für Kinder, das fühlt sich wirklich schrecklich an. Werfe daher auch immer einen Blick auf das Etikett und dessen Angabe „Made in ….“ . Es lässt erahnen, was dahinter stecken könnte.
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