Waxing – Wachs und Zuckerpaste im Vergleich
Während an manchen Stellen des Körpers um den Erhalt jedes einzelnen Haares gekämpft wird, kann es an anderen gar nicht kahl genug sein. Wer sich an und zwischen den Beinen, unter den Armen oder am Rumpf von der Natur übervorteilt sieht, entscheidet sich für das komplette bzw. teilweise Entfernen der störenden Haare. Zu einer der vielen dafür in Frage kommenden Methoden gehört das so genannte Waxing. Was sich dahinter verbirgt, wo es herkommt, wie es angewendet wird und welche Vor- oder Nachteile es bietet, erfährst Du hier:
Waxing – ein Name, zwei Bedeutungen
Das aus der englischen Sprache übernommene Wort „Waxing“ bedeutet soviel wie „Wachs verwenden„. Es umschreibt ein Verfahren, bei dem die in der Haut sitzenden Haare durch Auftragen einer warmen bzw. Ablösen der wieder erkalteten Wachs-Schicht entfernt werden. Im mitteleuropäischen Kulturkreis hat sich der Begriff jedoch nicht nur für diese, sondern auch für eine zweite Form der Haarentfernung durchgesetzt – das dem Waxing eng verwandte Sugaring. Bei ihm kommt an Stelle des Wachses eine mäßig erhitzte Zuckermasse zum Einsatz.
Trend mit Tradition
Beide Methoden gründen auf der jahrhundertealten Anwendung von Halawa – einer Mischung aus Zucker und Zitronensaft, die in den Ländern des heutigen Nahen Osten entwickelt wurde. Hier schrieben die Glaubenssätze des Islam es den Menschen vor, das Scham- und Achselhaar regelmäßig zu entfernen. Um diesen Vorgang so schmerzarm wie möglich zu gestalten und ein lang anhaltendes Ergebnis zu erzielen, wurden die betreffenden Körperpartien mit erwärmter Zuckermasse behandelt. Sie drang auf Grund ihrer feinen Struktur besonders tief in die Haut ein und ermöglichte es, die dort wachsenden Haare mitsamt der Wurzel in Wuchsrichtung herauszuziehen. Dazu wurden ein Tuch oder ein weiteres Stück Halawa auf die Masse gepresst, welche das Abnehmen erleichterten. Weil die Behandlung so effektiv und schonend war, ist diese Variante der Haarentfernung über viele Generationen weitergegeben worden – und bis in die Gegenwart erhalten geblieben. Bis heute kommt der traditionellen Methode in orientalischen Ländern eine große Bedeutung zu: Sowohl Frauen als auch Männer zelebrieren die Anwendung in so genannten Halawa-Partys, bei denen die Zuckermasse zunächst zubereitet und anschließend gegenseitig aufgetragen bzw. wieder entfernt wird.
Exotisches Importgut
Im Gegensatz dazu ist Waxing mit Wachs eine eher intime Angelegenheit. Dieses Verfahren hat sich in den Küstenstädten Brasiliens entwickelt, wo die immer knapper werdende Bademode die Haarentfernung vor allem im Schambereich nötig machte. Ob die im Orient bewährte Zuckermasse aus Kosten- oder aus Zeitgründen durch Wachs ersetzt wurde, ist nicht bekannt. Fest steht, dass beim eigentlichen Waxing keine zusätzlichen Hilfsmittel benötigt werden, da das aufgetragene und erkaltete bzw. verfestigte Wachs mit den Fingern abgezogen werden kann. Weil dabei gegen die Wuchsrichtung der Haare gearbeitet wird, ist diese Methode allerdings schmerzhafter als die Anwendung von Halawa.
Dennoch hat Waxing mit Wachs sich in der westlichen Welt schneller und nachhaltiger verbreitet als das erst später wiederentdeckte „Zuckern“. Nachdem es von zahlreichen Hollywood-Stars beworben worden war, erlebte es um die Jahrtausendwende einen regelrechten Boom. Immer mehr Kosmetikstudios bieten den Service auch in den USA an – von wo aus Waxing innerhalb weniger Jahre schließlich das europäische Festland erreichte. Hier war der lang anhaltende Effekt bald ebenso beliebt wie in seinem Ursprungsland, galt jedoch lange Zeit als ausgesprochen unangenehme Prozedur.
Wiederentdeckung und Verfeinerung
Bei der Suche nach einer schonenden Alternative stießen findige Kosmetikerinnen auf Halawa – und belebten die alte orientalische Tradition neu. Weil die historische Zuckermasse aber mittlerweile unter Patentschutz stand, durfte sie nicht mehr unter dem bekannten Namen angeboten werden. Das nun zur Anwendung kommende Gemisch aus raffiniertem Süßstoff und Säure wies zwar die gleiche Zusammensetzung und Wirkung auf wie sein exotisches Vorbild, erhielt aber eine neue Bezeichnung: Als „Sugaring“ ist es aus keinem Schönheits-Salon mehr wegzudenken.
Durch verbesserte Vor- und Nachbehandlung haben sowohl Waxing mit Wachs als auch Waxing mit Zuckermasse ihren ursprünglichen Schrecken weitestgehend verloren. Um die Haut optimal auf die Behandlung vorzubereiten und das Entfernen der Haare zu erleichtern, werden die Poren durch ein Bad oder das Auflegen warmer Kompressen geöffnet. Alternativ oder ergänzend kann ein Peeling angewendet werden, welches den Haaransatz reinigt und so ebenfalls zu einem schonenden Waxing beiträgt.
Statt mit den bloßen Fingern tragen Kosmetikerinnen die Massen mit Handschuhen und Spatel auf. Das reduziert einerseits die Infektionsgefahr und schafft andererseits die nötige Distanz zum Kunden, denn Waxing kommt nach wie vor hauptsächlich an den Beinen und im Intimbereich zur Anwendung. Aus dieser Tatsache ergeben sich zugleich zahlreiche Empfehlungen zur Nachbehandlung: So sollten im direkten Anschluss an ein Waxing weder Saunagänge noch Sonnenbäder oder Geschlechtsverkehr stattfinden. Die Pflege der betroffenen Körperstellen erfolgt mit feuchtigkeitsspendenden Cremes und haarwuchshemmenden Mitteln. Diese verhindern sowohl übermäßige Reizung als auch das Ein- oder Nachwachsen der Haare.
Haltbarkeit und Variationen
Nach einem erstmaligen Waxing muss die Prozedur im Abstand von ca. zwei Wochen wiederholt werden; danach weiten sich die Intervalle schrittweise auf 1 – 2 Monate, weil die Haare mit jeder Behandlung dünner und feiner werden. Um sie im Rahmen eines Waxing überhaupt „greifen“ zu können, müssen sie jedoch eine bestimmte Länge aufweisen. Der Zeitraum zwischen zwei Behandlungen darf also nicht zu kurz sein.
Während es beim ursprünglichen Wachsen oder Zuckern um das komplette Entfernen der Scham-, Achsel- und Beinhaare geht, haben sich in den zurückliegenden Jahren zahlreiche Varianten des Waxing entwickelt. Neben der vollständigen Enthaarung im Bazilian-, Hollywood- oder Spynx-Style können Männer und Frauen aus einem regelrechten Frisuren-Katalog wählen und im Intimbereich Irokesen, Dreiecke oder sonstige Kreationen stehen lassen. Wie beim normalen Waxing hält der damit verbundene Effekt zwischen vier und acht Wochen an; bedarf aber einer wesentlich längeren Behandlungszeit.
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