Wie funktioniert eigentlich die Pille?
Die Pille ist das zweitbeliebteste Verhütungsmittel
Die Pille zur Verhütung einer ungewollten Schwangerschaft (oder auch Antibabypille genannt) gibt es schon seit Mitte der 60er Jahre. Ab den 70er Jahren war sie auch in Deutschland ein zunehmend verbreitetes Verhütungsmittel.
Sie gilt als überaus sicher, sofern sie regelmäßig eingenommen wird. Aber wie funktioniert die Pille eigentlich? Und was für Nebenwirkungen hat sie?
Hormonelle Auseinandersetzung mit der Pille
Die Pille enthält Hormone, heutzutage ein künstliches Östrogen mit dem schönen Namen Ethinylestradiol, das mit verschiedenen Gestagenen kombiniert wird. Das klingt alles ziemlich kompliziert, kann aber ganz einfach erklärt werden.
Östrogene und Gestagene sind weibliche Hormone, die im Körper auch auf natürlichem Wege produziert werden. Östrogen ist dafür verantwortlich, dass Eizellen im Eierstock reifen und per Eisprung auf ihren Weg in die Gebärmutter entlassen werden. Auf dieser Wanderschaft können sie dann mit männlichen Samenzellen zusammen treffen, was wiederum zur Befruchtung führen kann. Nistet sich dann die befruchtete Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut ein, ist Frau schwanger.
Ist die Befruchtung und Einnistung erfolgt, tritt Gestagen in Aktion. Vermehrte Mengen dieses Hormons bewirken, dass keine weitere Eizelle heranreift, so dass die befruchtete Eizelle in aller Ruhe zu einem Baby heranwachsen kann. Deswegen haben Frauen während der Schwangerschaft ihre Tage nicht. Ganz praktisch!
Durch die künstliche Einnahme von Östrogen und Gestagen wird im Grunde eine Schwangerschaft vorgetäuscht. Zuerst wird verhindert, dass weitere Eizellen reifen und sollte es doch hierzu kommen, verhindert das Gestagen die Einnistug (die Gebärmutter bekommt sozusagen die Information „du bist schwanger! Keine weitere Eizelle reinlassen, konzentrier dich nur auf die eine!“; dass die Schwangerschaft eben hormonell vorgetäuscht ist, spielt für die Gebärmutter keine Rolle.
Bei den meisten Pillen nimmt man 21 Tage die Hormone ein und macht 7 Tage Pause. Oder 7 der Pillen enthalten keine Hormone, aber man nimmt sie, um nicht aus dem Rhythmus zu kommen. In den 7 Tagen ohne Hormone, kann der Körper die Gebärmutterschleimhaut nicht so aufrecht erhalten, wie es zur Schwangerschaft nötig wäre. Es kommt zur Blutung. Dadurch ergibt sich der Eindruck eines Zyklus, obwohl es kein „echter“ Zyklus ist (denn die Eizellen reifen ja nicht heran, es gibt keinen Eisprung).
Es gibt sogenannte Minipillen, die kein Östrogen enthalten und den Eisprung nicht verhindern. Bei diesen Pillen wird der Schleim, der den Gebärmuttermund verschließt, verdickt, so dass Sperma nicht eintreten kann. Allerdings müssen diese Pillen auf die Stunde genau eingenommen werden, da sie sonst nicht mehr wirksam sind.
Auswirkungen auf den Körper
Vor der Einnahme der Pille musst du dir darüber im Klaren sein, dass dieses Präparat deinen Hormonhaushalt stark beeinflusst. Dies kann angenehme Folgen haben, wie z. B. weniger Pickel, weswegen die Pille bei Akne eingenommen werden kann. Allerdings gibt es auch eine ganze Reihe anderer Nebenwirkungen, wie Übelkeit, Erbrechen, Stimmungsveränderung.
Die Wirkung der Pille kann durch Durchfall und die Einnahme von Medikamenten, insbesondere Antibiotika, beeinträchtigt werden, ohne, dass du dir vielleicht dessen bewusst bist.
Bestimmte Krebsarten haben bei der regelmäßigen Einnahme der Pille ein erhöhtes Entstehungsrisiko, obwohl sich hierüber die Wissenschaftler nicht ganz einig sind.
Wenn du noch nicht ausgewachsen bist, kann die Pille unter Umständen dein Wachstum beenden.
Was man sich im Vorhinein fragen sollte
Es spricht also einiges für und manches gegen die Pille. Es sind verschiedene Dinge zu bedenken:
– Wenn du nicht regelmäßig mit deinem Freund schläfst, ist es vielleicht besser, auf andere Weise zu verhüten. Andernfalls nimmst du hochwirksame Hormone ein, die deinen Körper belasten.
– Sollte dein Freund auch in den Verhütungsprozess eingebunden werden und Verantwortung übernehmen, oder ist es ok für dich, wenn du das allein regelst?
– Bist du auch sonst zuverlässig und genau, oder vergisst du öfters Termine, Abmachungen oder ähnliches? Glaubst du, dass du jeden Tag zur gleichen Zeit die Pille einnehmen wirst?
– Die Pille ist sehr sicher. Sie verhindert allerdings nicht die Übertragung von Geschlechtskrankheiten einschließlich AIDS. Habt ihr euch darüber Gedanken gemacht?
– Die Pille ist sehr sicher, allerdings versagt sie in gewissen Situationen (wie Durchfallerkrankungen) und von 100 Frauen, die die Pille ein Jahr lang einnehmen, wird wahrscheinlich 1 schwanger. Was würde passieren, wenn du diese eine Frau wärst?
– Ist dein Freund vielleicht nicht so zuverlässig, wie du es gern hättest? Versucht er, ums Kondom „herum zu kommen“? Dann ist die Pille vielleicht genau richtig für dich.
– Wenn du dich vor den Nebenwirkungen fürchtest, aber auch keine andere Alternative hast, musst du dich auf eine Schwangerschaft gefasst machen. Dann vielleicht doch lieber die Pille?
Du siehst, es ist alles nicht ganz so einfach, wenn man genauer nachdenkt. Lass dich in jedem Fall von deiner Frauenärztin beraten und wäge die Vor- und Nachteile gut ab. Was ihr aber beide unbedingt vermeiden solltet, ist ungeschützter Sex.
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